Alles gewonnen, alles verloren?

Der kaum verborgene Sinn der deutschen Staatsräson scheint darin zu bestehen, den Staat der Juden als dem einzigen praktischen Einspruch gegen die Welt nach Auschwitz und die fortbestehende Möglichkeit der antisemitischen Vernichtung, unter der Hand seinen Staatszweck zu entwenden und ihn dem deutschen Souverän einzuverleiben, indem das »Nie wieder!« in höchst flexibler Bestimmung zum rechtlichen und moralischen Fundament der »wehrhaften Demokratie«, wenn nicht sogar zum inneren Auftrag und eigentlichen Zweck der Herrschaft des deutschen Staats erklärt wird, an dem sich, schon aus Gründen der schicksalhaften Verbundenheit und des paternalistischen Schutzversprechens gegenüber den Juden wegen, auch Israel messen lassen muss. So wird ideologisch ausgerechnet der »Staat des Grundgesetzes«, der die aus der Vernichtung hervorgegangene und bloß zwangsdemokratisierte Volksgemeinschaft zu seiner historischen Voraussetzung hat, als bessere und zukunftsträchtigere Alternative gegenüber dem Zionismus in Stellung gebracht, um das jetzt geläuterte Deutschland so doch noch als den legitimen Statthalter des 1000jährigen Reichs als der ewigen, weil endlich gerechten, grundgesetz-, menschen- und völkerrechtskonformen Herrschaft zu erweisen.

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