Aaron Steinberg

Aaron Steinberg

Georg Lukács, der erste marxistische Theologe

Über Geschichte und Klassenbewusstsein (1924)

Heft 25, Frühjahr 2025 Essay

Hätte es Lenin nicht gegeben, hätte der Marxismus, wie Lukács ihn versteht, sich ihn erfinden müssen: Der Lehrer, der »im Namen der Macht spricht«, ist eine zwangsläufige Folge der Lehre selbst. Die Persönlichkeit Lenins ist von nun an so untrennbar mit dem Schicksal des Marxismus verbunden wie der Mohammedanismus mit Mohammed. Künftige Überlegungen über das Wesen des Marxismus müssen zwangsläufig versuchen, die Lehren von Marx und die Person Lenins als ein einziges Phänomen zu begreifen. Eine absolute Wahrheit muss für Lukács eine konkrete Wahrheit sein. Das Proletariat als absolutes Subjekt-Objekt muss in der Wirklichkeit in einer lebenden Person verkörpert sein. Andernfalls bliebe es für Lukács leere Abstraktion, das heißt: Es wäre nicht das, was es für jenen Mann ist, der es vergöttert, jenen bis zuletzt glühenden Proselyten. »Es gibt kein Absolutes außer dem Proletariat und Lenin ist sein Prophet« – der zweite Teil der Formel folgt notwendig aus dem ersten.

Aaron Steinberg

Die Weltanschauung des Bolschewismus

Heft 18, Sommer 2021 Essay

Als eine geoffenbarte Weltanschauung, die sowohl der Kontrolle einer allgemeingültigen Vernunft, als auch der des persönlichen Bewußtseins entbehrt, ist der Bolschewismus auf Leben und Tod mit dem Wunder der erleuchteten Persönlichkeit verbunden. Wer soll der Statthalter Lenins werden? Diese Frage, die scheinbar nichts als eine politische Tagesfrage des heutigen Rußlands ist, ist aber in Wirklichkeit für den Bolschewismus eine Frage der Weltanschauung. Man sucht sie dadurch zu lösen, daß man ein neues Prinzip der berufenen Jüngerschaft proklamiert. Und wiederum wird es klar, daß mit dem Bolschewismus der westeuropäische Sozialismus tatsächlich in ein ganz neues Entwicklungsstadium eingetreten ist: in das Stadium einer ihrem letzten Sinne nach ganz eigenartigen und noch durchaus nicht abgeklärten religiösen Bewegung.

Ob dem »neuen Islam« auch ein langes Leben beschieden ist? Das Leben selbst soll die Antwort erteilen.

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