Ich leugne nicht, dass Authentizität, in einem weniger unterdrückerischen Sinn, in der fortgeschrittenen Gesellschaft von heute immer schwieriger wird, aber mir scheint, dass selbst im positiven Sinn die Authentizität vom Tod überschattet wird, von der Interpretation der Existenz als auf den Tod ausgerichtet, und von der Einverleibung des Todes in jede Stunde und jede Minute deines Lebens. Das wiederum halte ich für eine höchst repressive Vorstellung, die dazu dient, die starke Fokussierung des Faschismus und des Nationalsozialismus auf das Opfer, das Opfer an sich, als Selbstzweck zu rechtfertigen. Es gibt einen berühmten Satz von Ernst Jünger, dem Nazischreiber, der von der Notwendigkeit des Opfers spricht: »am Rande des Nichts oder am Rande des Abgrunds«. Anders gesagt, ein Opfer, das gut ist, weil es ein Opfer ist und weil es vom Individuum frei oder angeblich frei gewählt wurde. Heideggers Begriff wiederholt den Schlachtruf der faschistischen Futuristen: »¡Viva la Muerte!« [dt.: »Es lebe der Tod!«].