Auch Deutschland ist spätestens seit der Niederlage im Ersten Weltkrieg kein imperialistischer Staat mehr – sondern versucht sich (im Grunde schon seit seiner Reichsgründung) als Gegenhegemon (gegen Großbritannien und die USA) zu profilieren. (Die Schwierigkeiten der Historiker, die Politik des Deutschen Reichs bis zum Ersten Weltkrieg auf den Begriff zu bringen, resultieren daraus, dass sie immer noch historisch längst überholte imperiale Momente mit ›modernen‹ hegemonialen kombinieren.) Es gehört zur Politik auch dieses Gegenhegemons (und das Dritte Reich tanzt hier keineswegs aus der Reihe), nicht den Eindruck zu vermitteln, auf Krieg und Vernichtung zu setzen. Die Sache ist nur die, dass die Deutschen damals genau wussten, dass ihr Wahn, sich zum Weltsouverän zu erheben, sich ohne dieses Setzen auf Krieg und Vernichtung gar nicht verwirklichen ließ. Mag ja sein, dass es heute mehr Deutsche als Anfang der 1930er Jahre gibt, denen es mit dem Verzicht auf eine hegemoniale Rolle in der Welt ernst ist; ich habe da so meine Zweifel.