Diese Umorientierung auf den Hegemon des Westens zeichnete die weitere Entwicklung des Zionismus vor: Im Ersten Weltkrieg, mit dem der deutsche Kaiser, den Herzl einmal als Kaiser des Friedens hatte sehen wollen, die deutsche Katastrophenpolitik zu exekutieren begann, gründeten Vladimir Ze’ev Jabotinsky und Joseph Trumpeldor die »jüdische Legion«: eine militärische Truppe zu dem Zweck, auf der Seite der britischen Armee in Palästina zu kämpfen. So wenig Unterstützung diese Idee zunächst in zionistischen Kreisen fand, sie konnte dennoch realisiert werden, und das noch ehe es Chaim Weizmann gelang, die englische Regierung zur Balfour-Erklärung zu bewegen. Wie Herzl verstand sich Jabotinsky als Führer »fremder Geschäfte«, hatte unmittelbar »keinen Auftrag«, konnte die Zustimmung derer, die am Handeln gehindert wurden, »nur vermuten« und darauf hoffen, dass sich im Nachhinein die Wahrung ihrer Interessen zeigen werde. In diesem Sinn schrieb er schließlich rückblickend: »Zieht man bloß die Kriegsepoche in Betracht, so gebühren fünfzig Prozent des Verdienstes an der Balfour-Deklaration der Legion. Denn die Welt ist kein Freigut, Einzelpersonen gibt man keine Balfour-Deklaration, man gibt sie einer Bewegung« – und zwar einer, die zu den Waffen greift. Erst mit der Bewaffnung sollte die Anleihe bei der römischen Rechtsfigur des Gestors aufgehen, sodass der Zionismus das Erbe Machiavellis und Bodins, Hobbes’ und Spinozas anzutreten nicht mehr gehindert werden konnte.