Schönheit in Deutschland ist, moralische Überlegenheit zu demonstrieren gegenüber den Opfern und deren Nachkommen. Der Fall war so: Das Zentrum für politische Schönheit hat eine Säule gegenüber des Bundestagsgebäudes in Berlin aufgestellt, um gegen die CDU und deren vermeintliche Unterstützung der AfD zu protestieren. Die Annahme dahinter war, dass so, wie die Konservativen der Weimarer Republik die Steigbügelhalter der Nazis waren, heute die CDU der Steigbügelhalter eines neuen Faschismus sei. So weit, so falsch. Um Aufmerksamkeit für ihre Aktion zu erzeugen, buddelten die Aktivisten vom Zentrum für politische Schönheit in den Resten deutscher Vernichtungslager in Polen, beziehungsweise in nahegelegenen Massengräbern, menschliche Überreste aus, um damit ihre Säule zu befüllen. Im Judentum ist es ein Tabu, die Totenruhe zu stören. Das wussten die Aktivisten im Vorfeld auch. Sie waren nicht einfach ignorant, sie wollten die Provokation. Und tatsächlich gab es großes Entsetzen über die Enthüllung der Säule, vor allem von Juden in Deutschland und in Israel. Das Entsetzen war so groß, dass die Aktivisten den Inhalt der Säule schließlich entfernten. Sie wussten nur nicht wohin. Das hatten sie sich nicht überlegt. Am Ende nahm sich die orthodoxe Rabbinerkonferenz der menschlichen Überreste an, um sie wieder zu bestatten. Das Zentrum für Politische Schönheit hat damit die AfD eindeutig übertrumpft. Die AfD hat, im Gegensatz zum Zentrum für politische Schönheit, die Asche der Toten (noch) nicht an ihren Händen.