Wie kann man also einen Staat gründen, sagt Herzl, der einerseits sich aufschwingt, die Interessen von Leuten wahrzunehmen, die gar nicht sagen können, ob sie die von ihnen wahrgenommen haben wollen, und es gleichzeitig auf eine Art und Weise tun, die wesentlich nicht autoritär, nicht diktatorisch, nicht an den objektiven Interessen der Leute vorbei agiert. Das ist das Problem, das sich Herzl in seinem Buch Der Judenstaat stellt und da diskutiert er durchaus auf der Höhe der Staatsphilosophie um 1900 die verschiedenen Möglichkeiten, die es geben könnte. Er sagt, einerseits haben wir als Demokraten die Theorie des Vertrags. Staaten werden durch Verträge gestiftet, indem die Individuen in einem Vertrag beschließen, dass es besser ist, einen Staat zu haben, als keinen Staat zu haben. Und das sei die eine Theorie. Die andere Theorie sei, dass Staaten eben autoritär gestiftet werden – objektive Wertlehre – gestiftet von großen Männern, von Diktatoren, Monarchen, Cäsaren, Napoleonsgestalten und ähnlichen, das kann es ja auch nicht sein, also sagt er, nehmen wir doch mal die wunderbare Rechtsfigur des Gestors, den die alten Römer geschaffen haben, wonach der Gestor jemand ist, der die Geschäfte für jemanden wahrnimmt, der im Augenblick daran verhindert ist, sich aber dann, wenn er nicht mehr verhindert ist, vor diesem dafür rechtfertigen muss. Und das sagt er, ist die Jewish Agency. Die Jewish Agency verkörpert in sich als eine Art Souverän diese beiden einander ausschließenden Bestimmungen von demokratischer Ermittlung des Staatswillens und autoritärer Setzung des Staatsaktes.