Laienkunst – organisierte Banausie?

Das ästhetisch Schlechte ist aber immer zugleich auch Index der Unwahrheit der Sache selbst, so wie Sartre in einem seiner Essays sehr schön, und, ich glaube, sehr tief geschrieben hat, daß man für eine Sache wie den Antisemitismus auch bei scheinbar großer Begabung einen ästhetisch guten Roman in Wahrheit gar nicht schreiben könne. Das gilt auch hierfür. Und diese Insuffizienz teilt sich dem Sozialen auch mit, weil nämlich durch diese Sphäre des Musischen die Neobarbarei nicht etwa geändert, sondern bestätigt und verschleiert wird, weil der Geist dieser Bewegungen, dieser retrograden Bewegungen, zu dem objektiven Stand des Geistes einer eminenten Entwicklung nach – und das heißt hier wesentlich seiner technologischen Entwicklung nach – in einen schroffen Widerstand tritt und daher die reaktionären Implikationen der musischen Bewegungen, die wir im Dritten Reich erfahren haben, wobei dabei der Antiintellektualismus, der Haß gegen jede Art von Selbstbesinnung, entscheidend ist. Selbstverständlich hat die Kunst dem unterdrückten Unbewußten zur Sprache zu verhelfen. Aber es ist ein Unterschied, ob sie das so tut, daß sie nun dem Unbewußten und Dumpfen eine Art blinder Herrschaft über den Geist einräumt, oder ob sie dadurch, daß sie gerade das Unbewußte ins Bewußtsein erhebt, der Natur zu ihrem Recht verhilft, anstatt in einer Art von umgekehrter Psychoanalyse womöglich das Bewußte nun auch noch den Zwangsmechanismen des unterdrückten Unbewußten anzugleichen.

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