So nimmt es kaum Wunder, dass gerade Autoren und Künstler, die in der Lage sind, die Fassade, die die Realität vor ihnen aufbaut, herunterzureißen, psychischer Absonderlichkeit oder übertriebener Empfindlichkeit bezichtigt werden, wenn sie dem zum Recht oder – bescheidener gesagt – zum Ausdruck verhelfen, was im Alltäglichen unterdrückt und verstümmelt wird. Genie und Wahnsinn lägen nah beisammen, heißt es immer dann, wenn man sich die Mühe nicht machen möchte, den Ausdruck von Erkenntnis an sich heranzulassen – sei es aus Angst, dass der Text, das Bild, der Roman recht gegen die eigenen Illusionen behält, sei es aus Bequemlichkeit, weil das Eintauchen in ein Werk einem Anstrengung und Ausdauer abverlangt, sofern es mit Objektivität gesättigt ist und nicht bloß dem alltäglichen Schein – oder wie es in verräterisch medizinischer Diktion heißt – dem gesunden Menschenverstand verhaftet bleibt. Die Unterstellung geistiger Krankheit soll die gesellschaftliche Bedeutung des Werks unterminieren.
Kafka ist ein beliebtes Ziel jener illegitimen Psychologisierung, die die Bankrotterklärung, die er der bürgerlichen Gesellschaft ausstellt, zu seiner eigenen seelischen Marotte umdeutet.