Weil der Mensch nur als moralisches Wesen zum Endzweck der Schöpfung taugt, verwandelt sich nicht nur der Gottesbeweis in ein moralisches Postulat, es gibt für die Menschen als Lebewesen auch keine Versöhnung mit der Natur. Also gilt für diese letzten Paragraphen der Kritik der Urteilskraft dann doch der Einspruch der Dialektik der Aufklärung, so wenig er auch der Kritik der ästhetischen und teleologischen Urteilskraft in den vielen vorangegangenen Paragraphen gerecht wird: In der Methodenlehre vollzieht sich noch einmal, was Adorno und Horkheimer die Revokation von Kants eigenem Denken nennen: die Selbsterhaltung, wenn sie sich auf den Endzweck beschränkt, degradiert die innere und äußere Natur der Individuen zum Mittel des szientifischen Prinzips. Die Frage, ob die Menschen nicht glückselig sein könnten, ohne sich als Endzweck der Schöpfung zu verstehen, in dem Wissen nämlich, die Schöpfung als Selbstzweck zu begreifen, kommt Kant so wenig in den Sinn wie der Gedanke, dass zwar die Bedingungen, wodurch jeder die Möglichkeit haben soll, glücklich zu werden, selbst nicht übersinnlich sind und schlechthin unbedingt sein können, aber eben diese Unbedingtheit doch gerade dem Anspruch zukäme, sie für alle durchzusetzen. Der praktische Imperativ, den Menschen niemals bloß als Mittel, sondern immer zugleich als Selbstzweck zu behandeln, erhielte aber allein dadurch seine volle inhaltliche Bedeutung und unterschiede sich nicht mehr von dem Marxschen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes und verlassenes Wesen ist.