Negativismus und Nihilismus

In einer langen Fußnote gibt er einen kurzen Abriss der bislang erschienenen Schriften Adornos bis zur Husserlschrift von 1956 und dem Hegelvortrag Aspekte der hegelschen Philosophie von 1957. Einen solchen Überblick hatte er bei Adorno unmittelbar zuvor brieflich angefragt, er spricht also nicht unbedingt für eine tiefe Auseinandersetzung mit Adornos Schriften, auch wenn Axelos dadurch den Eindruck erweckt, er würde bereits alle Arbeiten Adornos kennen. Im Zuge seiner Kontextualisierung neigt er wiederum dazu, Adorno einem breiteren hegelmarxistischen Zusammenhang zu subsummieren, was der Sache nach keineswegs ganz so falsch ist, in dem vorliegenden Zusammenhang aber wiederum nur Adornos epigonalen Charakter unterstreicht und außerdem Adornos beginnende Hegelkritik völlig unberücksichtigt lässt: »Adorno verortet sich in der Nachfolge Hegels und in der Gegenwart des Neomarxismus«, heißt es lapidar. Der hegelianische Neomarxismus ist für Axelos nun aber nicht gerade das Ziel der ganzen Geschichte, sondern vielmehr ein leidiges zirkuläres Totalitätsdenken, das man trotz aller Bemühungen nicht los werde: ein »dialektischer, magischer, höllischer, teuflischer Kreis. Heidegger hat das Verdienst, es anzuerkennen.« Allein Heidegger kann somit laut Axelos helfen, die magischen, höllischen, teuflischen Kreise der Dialektik zu durchschauen. Bereits im dritten Absatz seiner Einführung zu Adorno ist Axelos also bei einem Hoch auf Heidegger angelangt. Ganz folgerichtig wird umgehend auch Heidegger und Nietzsche in erster Linie die Fähigkeit zu einem tatsächlich neuen Denken zugesprochen. Von Adorno ist dann bei dieser Diskussion, die Axelos offenbar vorübergehend mit sich selbst führt, gar nicht mehr die Rede: »Trotzdem, das Bedürfnis nach einem neuen Denken, zu dem Nietzsche und Heidegger ihre Beiträge anbieten, macht sich heftig bemerkbar (bei wem?)«. Axelos antwortet sich indirekt selbst, indem er den Tonfall seines eigenen zukünftigen Projekts eines planetarischen Denkens im Spiel der Welt anstimmt: das Planetarische (Heidegger) ersetzt zusehends das Proletarische (Marx), trotz des intendierten Neomarxismus bei Axelos.

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