Transzendenz als Erfahrung

Moderne Denksysteme sind meist auf der Suche nach Transzendenz, um sie, wo sie sie finden, auszutreiben und gleichzeitig darin – quasi als Befreiungsgestus in Permanenz – die Bedeutsamkeit zu erhalten, die sie ohne Transzendenz nicht mehr haben. Voegelins Kritik zielt auf diese Entsorgung der Transzendenz als maßgebende Entität eines vernünftigen Denkens menschlicher Wirklichkeitswahrnehmung, die das Denken im metaxy, das heißt, in Spannungen und mit dem Ziel der Vermittlung schwächt. Eine negative Folge davon erkennt er in der Bildung von religiösen Derivaten und Ersatzreligionen, vor allem von politischer Religiosität in manichäischen Denkgebäuden, die zur geistigen Voraussetzung von totalitären Systemen werden Dass sein Denken der Transzendenz daher auch stets alle Symbolisierungen und Artikulationsversuche dem Verdinglichungs- und Regressionsverdacht aussetzen muss, ohne die Notwendigkeit einer stetigen Verkörperung von Transzendenzerfahrung zu leugnen und die je spezifischen Qualitäten der einzelnen Versuche zu erwägen – diese doppelte Denkaufgabe kann wohl als Voegelins religionsphilosophisches Vermächtnis im Kampf gegen Realitätsverkürzung auf allen Seiten aufgefasst werden.

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