Unser Dialekt und Existenzialismus

Auffällig ist mir bloß, was der Heidegger-Martl in einem fort mit seiner Werferei hat. Das, mein ich, könnt ihm vielerorts sehr schlecht ausgelegt werden. »Geworfen« hat mich meine Mutter selig nicht, sie hat mich geboren. Werfen tut bei uns bloß eine Sau, und zwar einen Wurf Ferkel, der gewiß nicht als »Gegenwurf« aufgefaßt werden kann. Noch bedenklicher ists, wenn unterstellt wird, daß der Martl vielleicht mit »Seyn« wirklich Gott meint. Daß unser Herrgott »geworfen« hat, ist schon rein zum Grausen. Dabei ist doch der Martl durchaus kein zynischer Verneiner wie der Sartre-Pauli, sondern eher ein religiöser Gesundbeter, der uns immer und immer wieder dem reinen Sein näherbringen will. Ich begreif nicht, wie ihn seine Verehrer und Jünger noch nie auf seine mißverständliche Werferei aufmerksam gemacht haben. Wahrscheinlich aber sind sie von allem, was er von sich gibt, so hingerissen, daß sie es ihm einfach wie Papageien nachplappern. Mich aber täuscht der nicht mit seiner verworfenen Denkerei. Ich hab sogar gemerkt, daß ihm dabei oft selber angst wird, weil er alsdann oft und oft umsteckt und seinem »Seyn«, eine ganze Preisliste der besten Eigenschaften zudichtet, wie zum Beispiel, daß es »das Offene, Lichtende, das Schickende« und noch allerhand viel Besseres ist, welches »lichtet«, in dessen »Gunst« und »Huld« wir stehen, und daß wir manchmal von seiner Stimme »angerufen« werden usw. usw. Dieses gefällige Ausschmücken macht ihm so schnell keiner nach, dem Martl. Da erfindet er originalneue Wörter, die bloß noch er und seine nächsten Jünger verstehen, und den falsch angewandten gibt er kurzerhand seinen »jeeigenen« Sinn. So reichhaltig wird dabei sein Sprachschatz wie etwa bei einem »Billigen Jakob« auf unseren altbayrischen Jahrmärkten oder wie beim unvergeßlichen Schauspieler Pallenberg in der Familie Schimeck, wenn er seine immer neuen Wortverdrehungen aus sich herausgesprudelt hat.

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