Der Begriff des Begehrens, der weniger mythisch und unbestimmt anklingt, aber auch vom Anstößigen der Triebe bereinigt ist, soll es offenbar ermöglichen, die Sexualität nicht nur von ihren biologischen Restbeständen zu befreien, sondern auch deren Entstehung explizit sozialisationstheoretisch zu begreifen. Mit Rekurs auf Butler und Laplanche, der sich zwar vom Strukturalismus Lacans distanziert, ihn aber nicht überwindet, wird eine Revision der Freudschen Trieblehre unternommen, um die Sexualität im psychoanalytischen Diskurs zu retten, doch erscheint sie eher als Wunsch im Begehren, eine reine Liebe und Sexualität zu erhalten, die, vom Trieb gereinigt, alles Anstößige beseitigt hat. Von Leidenschaft, die in ihrer Doppelseitigkeit auch das Leid bereits im Begriff enthält, ist schon längst keine Rede mehr.