sans phrase - Zeitschrift für Ideologiekritik

Der Holocaustleugner in Andalusien: Roger Garaudy als Paradigma

H. v. Z. | Essay | Heft 16, Sommer 2020

Seit einiger Zeit schmückt sich die andalusische Stadt Córdoba nicht nur mit Denkmälern ihrer ‚großen Söhne‘ Seneca, Averroes und Maimonides, sondern auch mit einem Monument für Roger Garaudy. 1987 hatte man ihm bzw. seiner Stiftung, der Fondación Roger Garaudy, den ganzen Torre de la Calahorra – einen imposanten Wehrturm aus dem 12. Jahrhundert, an der alten, ursprünglich römischen Brücke gelegen – für sein Museo Vivo de Al-Andalus zur Verfügung gestellt. … Garaudy war 1998 wegen Leugnung des Holocausts, rassistischer Verleumdung und Anstachelung zum Rassenhass zu einer Bewährungsstrafe von neun Monaten und Zahlung von 160 000 Francs verurteilt worden, wobei man sich auf das Buch Les Mythes fondateurs de la politique israélienne bezogen hatte.  Nicht zuletzt aufgrund dieser Verurteilung avancierte er noch im selben Jahr zu einem Star in der arabischen Welt, geehrt an Universitäten und bejubelt bei Großveranstaltungen unter anderem in Ägypten und Jordanien. Es zeigt jedoch, welche politische Macht heute die kontinuierlichste und wirksamste Stütze der Holocaustleugnung ist, dass Garaudy damals schon von jenem obersten geistlichen Führer des Regimes in Teheran empfangen worden ist, der zwanzig Jahre später nicht vergisst, seiner anlässlich des Jahrestags jenes Urteils in mehreren Tweets (z. B. unter dem Hashtag #FreedomOfSpeech) zu gedenken und dabei Garaudys „Mut“ und „Unermüdlichkeit“ zu preisen.