sans phrase - Zeitschrift für Ideologiekritik

„Macht muss fließen“. Über Martin Saars Spinoza-Lektüre

Tobias Messerer | Parataxis | Heft 16, Sommer 2020

Der Kampf aller gegen alle, gegen dessen Gewalt Hobbes’ Leviathan noch sein Gewaltmonopol ebenso drohend wie schützend aufbringt, wird im Staatsverständnis Saars, das von der zugrundeliegenden Gewalt der Staatsgründung nichts wissen will, einmal mehr hypostasiert: „Der anarchische Charakter der multitudo ist – paradoxerweise – der Grund, auf dem ein Staat zu errichten ist.“ Saar redet einer Fragmentierung der Gruppen innerhalb der Staatlichkeit das Wort, ohne die Staatlichkeit selbst anzugreifen, ohne auch nur die geringste Ahnung, dass doch alle Gewaltgeschichte und Gewaltpotentiale im Kapitalverhältnis ihren Fluchtpunkt zeitigen.